BUND

Definition

Die 'Frühe Förderung' unterstützt die Lernprozesse kleiner Kinder ab Geburt bis zum Schuleintritt und fördert deren motorische, sprachliche, emotionale, soziale und kognitive Fähigkeiten. Sie unterstützt Eltern und Erziehende darin, ein Umfeld zu schaffen, das die gesunde Entwicklung des Kleinkindes fördert und trägt zur Chancengerechtigkeit hinsichtlich Bildung bei.
 

Handlungsbedarf

Der Bund stellte schon 2009 fest, dass die Stärkung von Erziehenden und die früh einsetzenden Unterstützung von Kinder bei ihrer Entwicklung den Bedarf an späteren aufwändigen und kostenintensiven Massnahmen eindämmt. Eine Studie von 2012 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OECD) zeigte, dass die Schweiz im internationalen Vergleich wenig in die Frühe Förderung investierte. Für Angebote im Alter zwischen 0 und 5 Jahren wurden nur 0,2 Prozent des Bruttoinlandproduktes ausgegeben, während der Durchschnittswert aller OECD-Staaten bei 0,5 Prozent liegt. Und: 2010 wurde lediglich für drei Prozent der Dreijährigen ein Angebot der familienergänzenden Kinderbetreuung beansprucht. Bei einem Durchschnittswert von 66 Prozent aller 26 untersuchten Staaten nahm die Schweiz damit den zweitletzten Platz.

KANTON ZÜRICH

Strategie

Der Kanton Zürich hält in seinem Strategiepapier zur Frühen Förderung von 2012 fest: Im Zentrum stehen Angebote der frühen Sprachförderung, gezielte Beratung für fremdsprachige oder sozial benachteiligte Kinder, heilpädagogische Früherziehung für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder Behinderung sowie Angebote für Kinder mit besonderen Begabungen.


Kanäle

Entwicklungsverzögerungen von Kleinkindern sollen in der Kinder- und Jugendhilfe (Mütter- und Väterberatung, Erziehungsberatung und Gemeinwesenarbeit) erkannt, und Eltern sollen bei Bedarf beraten werden.
Fremdsprachige Kinder sollen die Möglichkeit erhalten, in Spielgruppen Deutsch zu lernen.
Elternbildungsangebote sollen Mütter und Väter in ihrer Erziehungs- und Betreuungsaufgabe unterstützen.
Kinder sollen in Tagesstätten und Tagesfamilien nicht nur betreut, sondern in ihrer individuellen Entwicklung auch unterstützt und gefördert werden.
Kinder, deren Entwicklung beeinträchtigt oder gefährdet ist, sollen mittels Logopädie und Heilpädagogischer Früherziehung (HFE) besonders gefördert werden.


Zugang

Der Kanton hat erkannt, dass viele Familien der Zielgruppe die Angebote der Frühen Förderung nicht freiwillig und proaktiv nutzen. Deshalb prüft die kantonale Bildungsdirektion Möglichkeiten zur Verbesserung der Zugänge und Erreichbarkeit der Eltern.

Im Rahmen des kantonalen Integrationsprogramms wird nach Möglichkeiten gesucht, die gezielte Information und Beratung von Eltern zu verstärken und eine grössere Verbindlichkeit zu erzeugen.

HINTERGRUND

Wirkung

Das nationale, grossangelegte und langfristige Forschungsprojekt ZEPPELIN, bei dem eine Auswahl von Familien über einen bestimmten Zeitraum hinweg Frühe Förderung bekam, zeigte eindeutig positive Resultate: Die kindliche Entwicklung verläuft insbesondere bezüglich Sprache und Verhalten besser. Die Erziehungskompetenz der Eltern ist höher, der Anregungsgehalt im häuslichen Umfeld stärker ausgeprägt. Die geförderten Familien sind im sozialen Raum besser vernetzt, erleben mehr Partizipation und gesellschaftliche Teilhabe.


Return of Investment

Verschiedenen Studien belegen, dass pro investierter Franken mittel- bis langfristig drei bis sieben Franken an die Gesellschaft zurückfliessen.


Leitsätze
  • Die frühkindliche Förderung ist keine isolierte Aufgabe der Familie und der vorschulischen Institutionen, sondern eine Aufgabe des gesamten Bildungssystems.

  • Frühe Förderung unterstützt Eltern darin, ihren Kindern ein positives Lernumfeld zu schaffen und hilft Eltern mit Migrationshintergrund, Ängste und Vorbehalte gegenüber Schweizerischen Organisationen und Institutionen ab- und Vertrauen aufzubauen.

  • Kinder aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Milieus profitieren überdurchschnittlich von Früher Förderung.

  • Frühe Förderung wirkt möglichen Folgen primärer sozialer Ungleichheiten, die von der Schule praktisch nicht mehr ausgeglichen werden können, effektvoll entgegen.

  • Frühe Förderung verspricht in den Bereichen Bildung, Betreuung und Erziehung den meisten Erfolg. Die Sprachförderung ist zentraler Bestandteil.